Der Hausärztemangel ist endlich vorbei. Fast.

Alexie Barthelemy

Ist der Hausärztemangel bald vorbei?

Das Schreckensgespenst Hausärztemangel geistert seit Jahren durch das Schweizer Gesundheitswesen und schafft es immer wieder Leistungserbringern wie auch Patient:innen einen gehörigen Schrecken einzujagen. Nun zeichnen sich endlich Entwicklungen ab, die der drohenden Versorgungslücke Einhalt gebieten.

Rückgrat des Schweizer Gesundheitswesens

Sie sind das Rückgrat des Schweizer Gesundheitswesens, wenn nicht sogar der Schweizer Gesellschaft: Die Häusärztinnen und Hausärzte. Die Haus-und Kinderärzteschaft ist die erste Anlaufstelle und löst 94% aller medizinischen Fälle. Doch leider gibt es seit Jahren zu wenig von ihnen. So befindet sich der Grossteil der Hausärzteschaft bereits im Rentenalter und die junge Nachfolge blieb lange aus. Die Betonung liegt hier auf «blieb», denn gemäss der Workforce-Studie 2020 zur Schweizer Haus- und Kinderärzteschaft scheint sich die Situation langsam aber sicher im Sinne einer Verjüngung der Hausärzteschaft zu bessern. Bis ins Jahr 2040 soll dies zu einer deutlichen Entspannung im Gesundheitswesen führen.

 

So besiegt die Schweiz dank den Jungen den Hausärztemangel

Der Anteil der unter 50-jährigen Hausärztinnen und Hausärzte nimmt seit 2010 kontinuierlich zu und ist von 25% auf 34% gestiegen. Drei Haupfaktoren sind dafür verantwortlich:

  • Mehr Studienplätze
  • Höhere Attraktivität für den Haus- und Kinderarztberuf
  • Neue und flexiblere Arbeitszeit- und Praxismodelle

An Schweizer Universitäten gab es im Jahr 2019 1’089 Studienabgänge in Humanmedizin. Dies reicht aber nicht. Konkret bräuchte es innerhalb von 10 Jahren ca. 1‘000 zusätzliche Ärztinnen und Ärzte, um den Hausärztemangel aufzufangen. Der Bund, die Kantone und swissuniversities setzen sich dafür ein, dass die Anzahl medizinischer Studienplätze bis 2025 auf 1‘350 pro Jahr aufgestockt wird.

Das übergreifende Ziel ist einerseits die Stärkung des Ärztenachwuchses und allgemein die Bekämpfung des Fachkräftemangels in den Gesundheitsberufen sowie andererseits die Stärkung der medizinischen Grundversorgung und der Interprofessionalität.

Strategische Planung 2021-2024 von swissuniversities, S. 29.

Der Bundesrat hatte im Jahr 2016 die Förderung der Humanmedizinausbildung als Schwerpunkt in die BFI-Botschaft (Botschaft zur Förderung von Bildung, Forschung und Innovation) 2017–2020 aufgenommen. 100 Mio. Franken flossen dafür in eine projektorientierte Sonderfinanzierung. Gemäss der Workforce-Studie zeigen sich nun erste positive Ergebnisse.

Diese politischen Massnahmen werden durch veränderte Arbeitsmodelle ergänzt. Teilzeitmodelle sind heute gefragter denn je und erhöhen die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Auch der Trend zu Gruppenpraxen entlastet die Ärzteschaft und erhöht die Zufriedenheit.

Das ganze bleibt also spannend und wir verfolgen mit Zuversicht die künftigen Entwicklungen!

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